Bericht des Bürgermeisters zur Sitzung der Gemeindevertreter am 22.05.2025
Leitartikel April 2025 im Ortsblatt, Seite 3:
Ein denkwürdiger Tag
Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem europäischen Kontinent zum 80. Mal. Fast sechs Jahre Krieg brachten allein den Völker Europas über 60 Millionen Tote, als Folge von Kampfhandlungen, aber auch fanatischem Vernichtungswahn. Nochmals Millionen trugen körperliche und seelische Verletzungen davon oder waren durch Verschleppung und Kriegsgefangenschaft schwer gezeichnet. Hunger und Entbehrungen als auch die unvorstellbare, nahezu vollständige Zerstörung aller Infrastrukturen prägten die Folgejahre und forderten weitere Opfer. Der Bevölkerung Europas waren die Wirtschafts- und Lebensgrundlagen entzogen. Es dauerte Jahre und erforderte hohe Anstrengung, bis der Alltag wieder sicher und in erträglichen Bahnen verlief. Der Erfolg auf dem Schlachtfeld mag Mythen und Helden hervorbringen, Krieg schafft aber keine Sieger.
In Anbetracht eines erneuten Krieges in Europa ist das Gedenken an diese schrecklichen Ereignisse aktueller denn je. Wir müssen alles daran setzen, diese Entwicklung zu stoppen. Aktuelle wie auch zukünftige Generationen sollen davor bewahrt bleiben, erneut diesen Erfahrungen ausgesetzt zu sein.
Geschichte lehrt uns dafür mehr, als nur die Erkenntnis über die Folgen des Endes. „Nie wieder" fordert von uns auch, sich der Entstehung und den Ursachen von Kriegen und Konflikten zu widmen. Gewalttätige Auseinandersetzungen, extreme Ansichten und menschenverachtendes Handeln entwickeln sich nicht über Nacht. Sie sind eher das Ergebnis längerer, oft politisch geprägter Prozesse. Wer diese verhindern will, muss gesellschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen Verwerfungen gegenüber wachsam bleiben und ihnen frühzeitig begegnen. Denn stabile und humane Gesellschaften gedeihen nur im Ausgleich der Interessen und Bedürfnisse. Unbeantwortete Sorgen und Probleme lassen hingegen Raum für Wut und Hass, für neue Feindbilder und politische Zuspitzung.
Aber der Blick in die Historie zeigt auch auf, kaum etwas gestaltet sich so fragil wie das Verhältnis von Ländern oder Nationen. Zwischen Verbundenheit und Feindschaft liegen oft nur wenige Jahre oder einzelne Ereignisse. Politische oder ökonomische Veränderungen diktieren allzu oft den Wandel zwischen Partner- und Gegnerschaft. Selbst Phasen friedlicher Koexistenz erfordern weiterhin Anstrengungen zur Verständigung.
Widmen wir den 8. Mai dem Gedenken, aber auch dem Bewusstsein um die Verantwortung für zukünftige Entwicklungen.
Ihr Bürgermeister, Marco Rutter
Leitartikel März 2025 im Ortsblatt, Seite 3:
Problemfall Wohnungsbestand
Erneut steht der kommunale Bestand an über 80 Wohnungen auf der Tagesordnung der Gemeindevertretung. Eigentlich ein altes Problem, für welches es schon seit 1990 keine solide Lösung gibt. Ehrlich gerechnet deckten die Einnahmen noch nie die Ausgaben und konnten die Zuschüsse den Substanzverbrauch nur hinauszögern. Gestiegene Baukosten wie auch deutlich höhere energetische Anforderungen zwingen nun dazu, das bisher praktizierte Vorgehen kritisch in Frage zu stellen. Mit Sanierungskosten von teilweise mehr als 5.000 Euro pro m² liegen diese bereits über den Kosten für Abriss und Neubau. Damit wird zugleich das Ziel einer sozial verträglichen Ausgestaltung der Mietpreise immer unrealistischer. Denn die Sanierung der Objekte einkalkuliert, müssten gut 18 Euro Kaltmiete erhoben werden. Ohne Sanierung wächst hingegen der Anteil der Unvermietbarkeit und sinkt der Wert des gemeindlichen Anlagevermögens.
Hinzu kommt die nüchterne Erkenntnis, dass selbst die um das Jahr 2000 herum durchgeführten Modernisierungen bereits verschlissen sind und den aktuellen Standards nicht mehr genügen. Dämmstoffe lösen sich auf, Isolierfenster werden undicht, Elektroanschlüsse sind für Wärmepumpe und PV-Anlage nicht mehr ausreichend, Leitungen neigen zur Leckage und Abflüsse sind wieder zugesetzt. Die Liste der Probleme wird immer länger und lässt die früher übliche Instandsetzung nach Bedarf nicht mehr zu. Die Beständigkeit neuerer Materialien und Bauteile zeigt sich zudem geringer und deren Austausch wird folglich in kürzeren Abständen erforderlich. Eine ganzheitliche Betrachtung des Problems mündet für die meisten der 13 Wohngebäude in einer Kernsanierung und lässt sich aktuell mit Kosten von über 13 Mio. Euro beziffern.
Zu viel Geld in zu kurzer Zeit. Denn auch die Umstellung auf eine fossilfreie Wärmeversorgung von Kitas, Schulen und Sporthallen wird weiterhin hohe Investitionen in Dämmung sowie Heizungs- und Lüftungstechnik erfordern. Die bittere Konsequenz der verschärften Vorschriften: Prioritäten müssen neu gesetzt und Entscheidungen können nicht weiter vertagt werden. Für tragfähige Lösungen dürften meist Neubau vor Sanierung sowie Mehrfachnutzen vor Einzellösung die Grundlagen sein.
Leitartikel Februar 2025 im Ortsblatt, Seite 3:
Wenn es mal länger dauert…
Auch wenn es derzeit im Dorfkern Petershagen sehr nach Stillstand aussieht, im Hintergrund laufen weiter komplexe und teils sehr bürokratische Verfahren mit einer Vielzahl an Beteiligten. Dabei hängt von der Sanierung des Dorfsaals und der Instandsetzung der alten Schmiede über den Neubau von Bibliothek und Radweg bis zum Austausch der Trinkwasserleitungen um den Anger herum alles miteinander zusammen. Und nicht immer läuft alles glatt und wie ursprünglich gedacht.
So musste etwa wegen fehlender Aussicht auf Fördermittel das Wärmenetz wieder aus dem Entwicklungskonzept für den Dorfanger genommen werden. Gut 1 Mio. Euro Investition für die Versorgung von 5 bis 6 Gebäuden war schlicht unwirtschaftlich und die Bereitstellung von Wärme damit unbezahlbar. Nicht nur die Sanierung des Dorfsaals befindet sich daher erneut in der Abstimmung mit diversen Fachplanern, welche mit hohem Aufwand im Ergebnis mehrerer europaweiter Ausschreibungen beauftragt werden mussten. Baumaterialien müssen nun nach zertifizierter Nachhaltigkeit ausgewählt und der Energiebedarf des Gebäudes auf 75% erneuerbar bilanziert werden. Auch wenn solche Vorschriften den Ablauf verzögern, so ist doch zumindest der Bauantrag nun in Angriff genommen. Zum Konzept des Dorfsaals gehören aber auch neue Stellplätze für Autos und Fahrräder, die vor und neben der alten Schmiede errichtet werden müssen. Von dort zum Dorfsaal führt dann ein auf Barrierefreiheit optimierter Weg. Mitzudenken ist bei dieser Planung aber auch gleich der Radweg, welcher ab der Mittelstraße in Richtung Fredersdorf an die dortige Wege anbinden soll. Damit nicht genug, müssen auch noch die Trinkwasserleitungen des WSE im Untergrund erneuert werden. All dies muss die Planung zusammenführen und zeitlich aufeinander abstimmen.
Arbeiten an der alten Schmiede und auch die nächsten Schritte zur Sanierung des Dorfsaals werden noch in diesem Jahr erfolgen, der Hauptteil der Arbeiten aber wohl bis in das nächste Jahr hineinreichen. Die in Zwickel-Bauweise errichtet Schmiede soll dann präsenter den historischen Charakter des Dorfkerns betonen. Der Innenraum des Gemäuers könnte zukünftig Regionalmärkte oder auch ein Hofladen für die Produkte der zahlreichen Kleinmanufakturen im Ort zur Attraktivität des Dorfangers beitragen. Voranzutreiben ist zeitgleich aber auch der Neubau der Bibliothek, damit neue Wege und Zufahrten nicht durch später einsetzenden Baumaßnahmen wieder in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Gebäude wurde für die Festlegung des Baufeldes bereits zu Papier gebracht und der Bebauungsplan ist nach Beschluss der Gemeindevertretung rechtskräftig. Neben gut 240m2 Bibliotheksfläche im Erdgeschoss sollen sowohl im Obergeschoss als auch im ausgebauten Dach einige Wohnungen Platz einnehmen. Die angrenzenden Stellflächen vor der Schmiede werden dann in Synergie mit dem Dorfsaal genutzt, wie dieser auch für Lesungen das Angebot der Bibliothek erweitern soll.
Zum richtigen Zeitpunkt kommt dabei auch, dass in unserer Nachbargemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf gerade die Idee eines gemeinsamen Bibliotheksangebots wieder diskutiert wird. Ein lebensnaher Gedanke, denn ohnehin suchen Bürger aus der Ortslage Fredersdorf regelmäßig das Madel´s oder die Angerscheune auf. Gerade bei kulturellen Angeboten lohnt es sich übergreifend zu denken und gemeinsame Wege zu gehen. Interkommunale Lösungen begrüße ich hierfür ausdrücklich und hoffe auf einen konstruktiven kommunalpolitischen Austausch.
Vielleicht gelingt es uns so auch, den Neubau kurzfristig auf den Weg zu bringen. In Zeiten klammer Kassen könnte eine Konzeptvergabe und die Aktivierung privater Inventionen eine schnelle und wirtschaftlich sinnvolle Lösung sein. Realistisch wäre dann auch dieser Teil des Dorfangers bis Anfang 2027 saniert und neu gestaltet.
Ihr Bürgermeister Marco Rutter
Leitartikel Januar 2025 im Ortsblatt, Seite 3:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
für das neue Jahr wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute, viel Glück, Gesundheit und Erfolg! Traditionell ist der Jahreswechsel der richtige Zeitpunkt für gute Vorsätze und frischen Tatendrang, wozu ich Sie ausdrücklich ermuntern möchte.
Zugegeben, meine Überlegung für den ersten Jahresbeitrag in unserem Ortsblatt zogen sich diesmal ungewöhnlich lang. Denn egal, ob auf mediale Schlagzeilen oder Buchtitel in aktuellen Verkaufslisten geschaut, meist geht es um große Krisen oder den wirtschaftlichen Niedergang unseres Landes. Wenn es im Getriebe klemmt, dann hat der Pessimismus Hochkonjunktur. Und auch kommunal versinken wir in einer Flut bürokratischer Vorgaben, welche Aktenberge wachsen und Vorhaben in die Länge ziehen lassen. So zutreffend die meisten Problemanalysen aber auch sind, sie betrachten meist die falschen Weichenstellungen der Vergangenheit und den Pfad aufs Abstellgleis. Sie trüben den Blick für Chancen und Lösungen, für den Weg zurück auf die Hochleistungsstrecke.
Denn ganz so schlecht steht es in vielen Branchen und Bereichen eigentlich nicht. Ordentlich zu tun gibt es ohnehin, bei weiter wachsendem Bedarf. Gerade jetzt können Anpacker und Macher ihr Tätigkeitsfeld frei wählen sowie ihre Ziele und Ideen bei geringem Konkurrenzdruck umsetzen. Auch der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass der Einstieg oder Wechsel im Beruf, die Qualifizierung zu Höherem nie so einfach und in den Möglichkeiten vielfältig war. Von letzterem Punkt konnten wir auch als Gemeinde profitieren, bei der Besetzung offener Stellen oder auch dem erreichten Bildungsabschluss unserer Mitarbeiter.
Und dank konstruktiver Zusammenarbeit mit und in der Gemeindevertretung ist es uns erneut gelungen, noch vor dem Jahreswechsel und mit großer Mehrheit einen tragfähigen Haushalt zu beschließen. Für die zahlreichen Vorhaben der Gemeinde stehen damit die finanziellen Mittel zur Verfügung. Weiter geht es so etwa mit dem Bau der Sporthalle Eggersdorf, der Erweiterung und Modernisierung des Waldsportplatzes, der Erneuerung der Spielplätze oder auch der Sanierung des Dorfsaals. Viel bewegen soll sich zudem beim digitalen Angebot der Gemeinde, welches zukünftig dann direkter, schneller und noch bürgernaher in Erscheinung treten soll. Zu entscheiden wird auch sein, wie es beim Neubau der Bibliothek Petershagen und des Dienstleistungsgebäudes am Bahnhof vorangeht.
Wenn es zusätzlicher Argumente bedarf: Ende Februar werden die großen politischen Karten neu gemischt. Auch wenn ein grundlegender Wandel bei gleichen Spielregeln eher ausbleiben wird, mit dem frischem Blatt auf der Hand ändert sich die Strategie des Spiels zwangsläufig. Schauen wir also gespannt auf die vorgelegten Einsätze und zählen wir auf Mut und pragmatische Spielführerschaft.
Dies sind sicher nur einige ausgewählte Beispiele. Mit dem richtigen Blick lässt sich aber durchaus mit positiver Erwartung und Zuversicht ins Jahr 2025 starten. Gehen wir es also gemeinsam an!
Ihr Bürgermeister Marco Rutter