Geschichte des OdF-Denkmals

Unser Denkmal für die Opfer des Faschismus in Petershagen

Initiator für die Errichtung des Denkmals war die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN), die 1947 gegründet wurde. Die VVN war eine Organisation, die nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte, alle Gruppen des Widerstands gegen die nationalsozialistische Diktatur und die durch sie verfolgten Gruppen zu vereinen.

Das Denk- und Mahnmal wurde nach einem Entwurf des Petershagener Baumeisters Willy Rauh errichtet und vermutlich im Herbst 1951 eingeweiht. Der Standort in direkter Nachbarschaft zu einer Schule war bewusst gewählt worden.

Das Denkmal ist von der Eggersdorfer Straße gut einsehbar. Es besteht aus einem würfelförmigen Grundkörper (Kubus), gemauert aus Rüdersdorfer Kalkstein. Es erhebt sich aus der Freifläche über dem vorspringenden Sockelplateau mit einer bekrönenden Flammenschale. Umgeben ist es von einem Plattenbelag und mit einer Grünanlage umrahmt.

Auffällig ist der rote „Winkel“, ein auf die Spitze gestelltes Dreieck. Ein solcher Winkel wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zur Kennzeichnung politischer Häftlinge verwendet und auf die Häftlingskleidung aufgenäht. Der Winkel wurde später als Symbol für die Überwindung des Nationalsozialismus und für den Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit verstanden und zentral am Denkmal angebracht. Anfang 1989 entwendeten Unbekannte gewaltsam den Winkel, er wurde aber alsbald wieder ergänzt.

Eine aus Bronze gegossene Gedenktafel für den zeitweise in Petershagen wohnenden Widerstandskämpfer Kurt Schulze (siehe dazu auch Tafel 2) wurde auf Initiative der gleichnamigen seinerzeitigen „Kampfgruppeneinheit des VEB Petrolchemischen Kombinats Schwedt“ 1987 an der Ostseite des Denkmals angebracht. Sie sollte an den 45. Todestag von Kurt Schulze erinnern. Die Original-Tafel wurde im Oktober 2022 gestohlen.

Schon 1977 wurde das Mahnmal in die Denkmalliste des damaligen Kreises Strausberg aufgenommen. Seit 1991 ist es als Denkmal für die Opfer des Faschismus Teil der Denkmalliste des Landes Brandenburg. Sein Wert liegt auch in seiner geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung als Zeugnis der Gedenk- und Erinnerungskultur der frühen DDR.

Die Thematik des Denkmals hat an Aktualität nichts verloren, im Gegenteil. In den Jahren 2023/2024 erfolgte aufgrund einer lokalpolitischen Initiative eine umfassende denkmalgerechte Sanierung. Ergänzt wird das Ensemble nunmehr durch eine Stele mit der Inschrift „Nie wieder Faschismus“.

Die Stele soll an alle Opfer des Faschismus erinnern und zugleich eine Mahnung an zukünftige Generationen sein.
Petershagen/Eggersdorf im Januar 2025

OdF-Denkmal

Wem es gewidmet ist

Bernhard Hering (1899-1955) war Pfarrer an der katholischen Kirche St. Hubertus in Petershagen. 1940 wurde er wegen systemkritischer Äußerungen im Briefwechsel seiner Kirchengemeinde mit Wehrmachtsangehörigen von der Gestapo für zehn Monate in Untersuchungshaft gehalten.

Chawa Berman (geboren in Polen, gestorben 1968 in England) war seit Kriegsbeginn jüdische Zwangsarbeiterin und flüchtete 1943 vor einer Razzia auf das verlassene Gartengrundstück einer Freundin nach Petershagen. Hier überlebte sie durch die Unterstützung von Nachbarinnen mit Arbeiten als Näherin.

Moritz Haike (1867-1944) war ein jüdischer Kaufmann, der in Petershagen auch kommunalpolitisch aktiv war. 1944 wurde er zunächst in ein jüdisches Altersheim gesperrt und von dort in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er einige Wochen darauf ums Leben kam.

Dr. Max Manasse (1880-1959) war für die Gemeinde Petershagen als Schularzt tätig. 1936 verlor er aus rassistischen Gründen seine Arbeit und folgte seinem Sohn in die US-amerikanische Emigration.

Senin Glazéroff(1882-1944) war ein Tänzer und Sänger aus Woronesch/Südrussland und auf Deutschlands Varieté-Bühnen sehr erfolgreich. Er lebte in Eggersdorf. Als Jude erhielt er 1933 Berufsverbot, 1939 floh er nach Belgien und verstarb, noch vor der drohenden Deportation, 1944 in Antwerpen.

Marianne Leibholz (1921-1972) war als jüdische Arbeiterin bei Siemens von der Verhaftung bedroht, ihre Familie wurde von der Gestapo nach Birkenau-Auschwitz verschleppt. Durch glückliche Umstände überlebte sie unerkannt in Berlin und ab1943 in Eggersdorf bei Familie Anclam in der Eschenallee.

Karl Münz (1900-1936) wurde wegen kommunistischer Agitation als „Schutzhäftling“ im Konzentrationslager Sonnenburg mit einem Hochverratsprozess bedroht, zunächst jedoch freigelassen. Am 6. August 1936 verhaftete ihn die Gestapo erneut, einen Tag später wurde er von der Polizeibehörde „für tot erklärt“. Er hatte den Freitod gewählt, um der Folterung zu entgehen.

Franz Lahde (am 11.12. 1944 hingerichtet) war Fleischer und Gastwirt. Wegen der Verwahrung und Weitergabe einer Waffe wurde er vom Volksgerichtshof wegen „Feindbegünstigung“ zum Tode und zu „lebenslangem Ehrverlust“ verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.

Kurt Schulze (1822-1942) war Mitglied der kommunistischen Widerstandgruppe „Rote Kapelle“. Mit seiner Frau wurde er am 16. September 1942 verhaftet. In einem Prozess vor dem 2. Senat des Reichskriegsgerichtes wurde er mit Dr. Arvid Harnack, Libertas Schulze-Boysen, Elisabeth Schuhmacher und Hans Coppi wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage“ zum Tode verurteilt und am 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine Witwe wurde 1945 durch amerikanische Truppen aus dem Gefängnis in Heiligenstadt befreit.