Moritz Haike

(1867 - 1944)

Zum gemeinsamen Erinnern an den vor 150 Jahren geborenen jüdischen Mitbürger Moritz Haike trafen sich am 7. März 2017 um 11 Uhr zahlreiche Interessierte, unter ihnen drei Grundschulklassen, vor der Brunnerstraße 79 in Petershagen, Haikes letztem Wohnsitz im Ort. Zwanglos fügte sich die Veranstaltung in den Rahmen des Jubiläumsprogramms „650 Jahre Petershagen“ ein. Bürgermeister Olaf Borchardt hatte dazu eingeladen. Günter Knobloch stellte zunächst kurz den Lebenslauf des Geehrten vor. Eine ausführliche Ausarbeitung befindet sich in der Gemeindebibliothek in Petershagen.

Moritz Haike wurde am 6.März 1867 in Schwerin a. d. Warthe geboren. 1894 kommt er zum ersten Mal im Berliner Einwohnerverzeichnis vor und wird dort bis 1912 regelmäßig aufgeführt. Im Jahr 1914 zog der Kaufmann Moritz Haike nach Petershagen a. d. Ostbahn, wo er sich als Kommunalpolitiker im Gemeinderat engagierte. Das änderte sich grundlegend mit der Machtübertragung an Adolf Hitler als Reichskanzler am 30. Januar 1933. Seitdem hatten Haike und wohl auch seine Töchter Frieda und Charlotte unter der Diskriminierung  und den Repressionen  der Nationalsozialisten zu leiden.

Haikes nach der Nazi-Terminologie „arische“ Ehefrau Hedwig, geb. Bergner war bereits am 10. August 1931 verstorben (geb. am 17. April 1869 in Lauban/Schlesien). Sein älterer Bruder Heinrich, ein Arzt und Universitätsprofessor, starb am 6. März 1934. Moritz Haike selbst lebte weiter in Petershagen, bis er im Januar 1944 von einem hier namentlich bekannten Ortspolizisten abgeholt und nach Berlin in die Große Hamburger Straße 26 verbracht wurde. Das dortige jüdische Altersheim diente als Sammellager vor dem Abtransport der Berliner Juden in die Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis. Am 21.01.1944 wurde er, wie viele andere, mit einem „Alterstransport“ in das KZ Theresienstadt (Terezin) „abgeschoben“. Hier kam er am 11. Mai 1944 ums Leben - „ermordet“ steht auf dem „Stolperstein“, den der Kölner Künstler Gunter Demnig auf Initiative der AG Erinnerungskultur im Jahr 2007 vor Haikes ehemaligem Wohnhaus verlegte.

Auch daran erinnerte Günter Knobloch. Wie er mitteilte, ist in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ein Gedenkblatt für Moritz Haike hinterlegt. Die bewegenden Worte des Gedenkens begleitete der Chor der Volkssolidarität Eggersdorf unter der Leitung von Uta Nehls mit dem Westpreußenlied, dem doppeldeutig-hintergründigen „Donna, Donna“ (jiddisch „Dos Kelbl“) und Hannes Waders bekanntem Chanson „Heute hier, morgen dort“. Zum Beschluss der Veranstaltung legten viele Teilnehmer am Stolperstein Blumen nieder und nutzten die Gelegenheit zu anregenden und weiterführenden Gesprächen. –hk-