Rudolf Fränz
(1835 - 1902)
Auszug aus der Ortschronik von Alexander Giertz:
„12. 1861 – 1902 Der Küster, Organist und Gemeindeschullehrer (Johann Friedrich) Rudolf Fränz war als Sohn des Kossäten Karl Friedrich Fränz am 1. Juli 1835 zu Großwoltersdorf geboren, vom Sup. Kirchner in Gransee vorbereitet, Ostern 1853 Präparand und von 1854 bis 1856 Seminarist in Köpenick. Vom 28. März 1856 ab bekleidete er die Stelle Garzau bei Strausberg, bewarb sich am 20. Oktober 1861 um Petershagen, hielt hier selbst Probe am 17. November 1861, zog am 27. Dezember 1861 an und wurde am 5. Janaur 1862 eingeführt.
Er ist uns noch allen sehr wohl bekannt als der Freund und Erzieher der Kleinen, als der Ratgeber der Großen – ein unerschütterlich gläubiger Mann, dessen Wirksamkeit noch überall zu sehen ist, und in jedem Hause unserer Gemeinde – zu Hause. Wenn er unter immer schwerer werdenden Lehrverhältnissen, welche die neue Zeit mit sich brachte, geduldig ausharrte, seine Pflicht erfüllte, bis es körperlich nicht mehr ging und bei all dem ein scherzfroher Mann blieb, so verdanken viele ihm, dem ein Glaubensleben heiliger Ernst war, reiches Kapital für ihre Seele, dass noch jetzt Zinsen trägt. Vor meinen geistigen Augen rollt sich, indeß ich diese Zeilen nieder schreibe wehmütig das Gesamtbild eines erfahrenen und bejahrten Freundes auf, der seine Bienen ebenso freundlich zu erziehen verstand wie die seiner Obhut anvertrauten Kinder. Die Großen aber zog er auch durch die Macht des Gesanges (S.576).
Fränz verehelichte sich am 27.Oktober 1857 in Fredersdorf mit Wilhelmine Kühne und nachdem am 13. November 1870 der Tod diese Ehe getrennt, am 25. Juni 1871 Hulda Schöne aus Stülpe (Luckenwalde), mit der vereint er tiefbewegt die silberne Hochzeit feiern konnte; ein stattlicher Kinderkreis erfreute sein Leben. Während seiner Dienstzeit wurde 1871 das jetzige Küstergebäude errichtet. Am 12. Nov. 1888 (Kgl. Reg. II. E. a 5091) wurde die Schule von einer Hausväter- zu einer Gemeindeschule umgewandelt und von jetzt ab die Schulunterhaltungspflicht auf den Communaletat übernommen, ohne dass von Seiten der Gemeindevertretung ein ausdrücklicher Beschluß gefasst war. Auf erfordern des Kgl. Landrats (L. 13451 vom 13. 8. 1892) wurde dies am 9. Okt. 1892 nachgeholt, dieser Beschluß am 19. Okt. 1892 vom Kreisausschuß genehmigt und nunmehr die alte Schulkasse aufgelöst. Die freundliche Zuwendung eines Harmoniums 1890 (S.782) erweiterte seit 21. Dezember 1890 die hiesige Küstergemeindelehrstelle um das Amt des Organisten.
Im Sommer 1901 musste der alte Lehrer wegen eines Magenleidens sich einer längeren Badekur in Kissingen unterziehen, die ihm auch Linderung brachte, gleichwohl aber am 14. Oktober – 21. Dezember 1901 Vertretungsunterricht durch die Lehrer Abel [1]) (Eggersdorf), Puff (Neuenhagen) und Gantzer (Vogelsdorf), vom 16. Januar bis 23. Februar 1902 durch die Lehrer Puff, Gantzer und den Verfasser nötig machte. Hierauf übernahm der Lehrer Franz Berger, dem wir in der Folge die Wappenbilder in unseren beiden Kirchen verdanken, den Gesamtunterricht bis zum 30. Juni 1902 und von da weiter bis zum 30. September 1902 der Lehrer Friedrich Fürstenberg, der erstgenannte befindet sich zur Zeit in Großlichterfelde, der zweite in Hohenschönhausen.
Während dieser Vertretungsperiode hatte Fränz, welcher den dauernd hier befindlichen Berger und Fürstenberg willig im Schulhause Unterkunft einräumte, für den 1. Juli 1902 seine Pensionierung gefordert und das Ersuchen ausgesprochen, bis Ende September 1902 im Dienstgebäude verbleiben zu dürfen, um dann gleich in sein bis dahin fertig gestelltes Wohnhaus übersiedeln zu können. Die Gemeinde unterstützte die Bitte ihres alten Lehrers, der die Genehmigung folgte. Am 4. August 1902 ward er als Lehrer a. D. in Anwesenheit des G. K. Rats und des Schulvorstandes wohlverdient durch Verleihung des Hohenzollernadlersa usgezeichnet. Am 25. September 1902 bezog er sein neues Haus und – am 28. Oktober 1902 schloß er daselbst die Augen zur letzten Ruhe. Sein Leichenbegräbnis, dessen Gedächtnisrede (Hebr. 13,7) in die große Klage ausklang : „Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan!“ zeigte was der Heimgegangene einem Trauergefolge gewesen, welches an Größe der Teilnehmerzahl bei ähnlichem Anlass sich kaum wieder zusammenfinden wird.“
Dieser Auszug aus der Ortschronik von Alexander Giertz (hier S. 796-797) ist eines der ersten Ergebnisse des Mitmach-Projekts zur Aufbereitung dieses Standardwerks der Heimatgeschichte für einen größeren Leserkreis (siehe dazu den Beitrag in diesem Heft auf S. ). Die Originalschreibweise konnte aus technischen Gründen leider nicht immer beibehalten werden.
[1] Der Lehrer Abel erkrankte sehr schwer und konnte den letzten Unterrichtstag in diesem Turnus nicht mehr wahrnehmen.